Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2023

Die Tunesische Republik liegt am südlichen Ufer des Mittelmeeres zwischen Algerien im Westen und Libyen im Osten. Das Land ist mit seinen 11,9 Millionen Einwohner:innen nicht ganz halb so groß wie Deutschland. Die Hauptstadt Tunis – an der Stelle des antiken Karthagos – liegt im Norden des Landes direkt am Meer.

Im Dezember 2010 war Tunesien der Ausgangspunkt für die politischen Umwälzungen, die sich in vielen anderen arabischen Ländern fortsetzten. Inzwischen ist ein lebendiger demokratischer Prozess in Gang gekommen.  Mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung im Jahr 2014 und der anschließenden Durchführung von Parlaments- und Präsidentschaftswahlen machte der politische Wandel in Tunesien stetige Fortschritte. Seit Sommer 2021 sieht sich das Land einer Verfassungskrise ausgesetzt; ein Referendum über die Verfassung fand Ende Juli 2022 statt. Von weniger als einem Drittel der Wahlbeteiligten stimmten 94,6 Prozent für eine Verfassungsänderung. Diese gilt als umstritten und räumt dem Präsidenten weitere Befugnisse bei der Ernennung von Richtern und der Auflösung des Parlaments ein. Präsident Kais Saied ernannte im Oktober 2021 mit Najla Bouden erstmals eine Frau zur Premierministerin.

Die EU ist der wichtigste Handelspartner Tunesiens. Ein Assoziierungsabkommen mit der EU besteht seit 1998. Im Jahr 2016 begannen die Verhandlungen über eine vertiefte Zusammenarbeit im Rahmen einer Freihandelszone (DCFTA) zur Liberalisierung von Dienstleistungen und Agrargütern. Die tunesische Regierung möchte auch die Union des Arabischen Maghreb (UMA) als regionale Organisation und damit die wirtschaftliche Integration in Nordafrika wiederbeleben. Darüber hinaus ist Tunesien auch Teil des Agadir-Abkommens mit Marokko, Ägypten und Jordanien, das es den Partnerländern ermöglicht, alle Handelszölle untereinander abzubauen und die Regeln für Produktstandards und Zölle zu harmonisieren. Zudem ist Tunesien auch Partner in der EU-Nachbarschaftspolitik, die marktwirtschaftliche Prinzipien und nachhaltige Entwicklung fördert.

Deutschland exportiert vor allem Elektrotechnik, chemische Erzeugnisse, Textilien sowie Maschinen nach Tunesien und steht an vierter Stelle der Hauptlieferländer.

Tunesien belegt im Global Innovation Index 2020, im Talent Competitiveness Index 2020 sowie im Global Entrepreneurship Index 2020 den ersten Platz in Nordafrika.

Tunesien verfügt über eine moderne marktwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur sowie über wichtige Standortvorteile, die von ausländischen Investor:innen geschätzt werden: ein hoher Industrialisierungsgrad, eine gut ausgebaute Infrastruktur, die Nähe zu Europa und qualifizierte Arbeitskräfte, deren relativ hohe Produktivität sowie Steuervorteile für Exportunternehmen (“Offshore-Sektor”). Der Dienstleistungssektor erwirtschaftet den größten Anteil am BIP (ca. 63,5% bei 54,78% aller Erwerbstätigen).

Tunesien ist ein relativ rohstoffarmes Land, aber es ist der fünftgrößte Olivenölproduzent der Welt. Die Nutzung von erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie spielt noch eine untergeordnete Rolle. Ihr Anteil an der Stromproduktion liegt bei sechs Prozent. Eine mittelfristige Energiestrategie strebt bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent an. Die größte Herausforderung liegt in der Beschäftigungsförderung für die relativ junge Bevölkerung und in der Verbesserung der arbeitsmarktorientierten Aus- und Weiterbildung.

Tunesien hat sich durch die Förderung des Privatsektors und die Einbindung in die Weltwirtschaft eine gute Position in der Region erarbeitet. Das Investitionsklima ist grundsätzlich gut. Insbesondere wurden Unternehmensgründungen erleichtert und das Steuersystem verbessert. Durch die Konzentration auf bestimmte Branchen und die weitere Verbesserung der Infrastruktur und Vernetzung sollen private Investitionen in allen Regionen, auch außerhalb der wirtschaftlich starken Küstenregion, gefördert werden.

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