1. Hamburger Wirtschaftstag Oman
- März 29, 2010
- von 9 bis 16 Uhr
- Handwerkskammer | Hamburg
“Oman im Aufbruch – Wachsende
Investitionspotentiale durch nachhaltige Diversifikation”
Termin: 29. März 2010
Uhrzeit: 08.30 – 17.00 Uhr
Ort: Handwerkskammer Hamburg
Das rohstoffreiche und politisch stabile Land Oman bietet aufgrund seines konstanten Wirtschaftswachstums und seiner Öffnung für ausländische Investoren einen interessanten Markt für deutsche Unternehmen.
Ein transparentes Rechtssystem, internationale Finanzstandards und eine weitsichtige Geschäftsregulierung ziehen Investitionen an. Die omanische Volkswirtschaft ist traditionell in hohem Maße abhängig von den Einkünften aus dem Erdölexport. Die Ausfuhr von ca. 600.000 Barrel Öl/Tag ermöglichte dem Oman mit seinen 3,3 Millionen Einwohnern Pro-Kopf-Einnahmen aus dem Ölgeschäft, die annähernd die Größenordnung Saudi-Arabiens erreichten.
Im Zuge der rasant steigenden Ölpreise der letzten Jahre konnte Oman so beträchtliche Handels und Haushaltsüberschüsse verzeichnen, seine ausländischen Währungsreserven aufstocken und Rücklagen für Investitionen bilden. Das Wirtschaftswachstum des Jahres 2009 betrug im Durchschnitt 4,1 %. Es ist unklar, wie groß die tatsächlichen Ölreserven des Omans sind und wie lange das Land noch von ihnen profitieren kann. Diese Entwicklungen nahm die Regierung von Sultan und Premierminister Qaboos bin Said zum Anlass für tiefgreifende wirtschaftliche Reformen. Seit 1970 konnte der Anteil des Ölsektors am BIP bereits von 68% auf 28 % gesenkt werden. Geplant ist eine nachhaltige Diversifikation und Neuausrichtung der omanischen Ökonomie. Der Anteil der Öleinnahmen am BIP soll bis 2020 von heute über 30% auf 9% reduziert werden.
Dabei soll die Fördermenge nicht etwa gedrosselt, sondern der Fokus verstärkt auch auf andere Wirtschaftszweige gelegt werden, was deutschen Unternehmen große Investitionspotentiale eröffnet. Die Petrochemie- und Stahlindustrie werden mit hohen Staatsinvestitionen zu Omans Zukunftsbranchen ausgebaut. Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei sind traditionell wichtige Wirtschaftszweige im Oman, aus der heute 66% der Bevölkerung ihr Einkommen beziehen. Die meisten Lebensmittelhersteller exportieren 60% ihrer Produktion.
Bereits jetzt kann Oman mit einer Reihe konkurrenzfähiger Produkte auftreten und die Regierung ist bemüht „Made in Oman“ zu einer Qualitätsmarke zu machen. Zu diesem Zweck werden in hunderten von Firmen innovative Managementtechniken implementiert, welche den internationalen Qualitätsstandardsystemen ISO, BS, HSE und HACCP entsprechen.
Die institutionellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für unternehmerisches Engagement deutscher Investoren im Oman sind dabei denkbar günstig. Abkommen über die wirtschaftliche und industrielle Zusammenarbeit, Investitionsförderverträge sowie Luftverkehrs und Doppelbesteuerungsabkommen haben bereits zum Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur im Land beigetragen und ein beachtliches Vertrauenskapital geschaffen.
Hinzu kommen eine Freihandelszone Salalah und eine Wirtschaftsförderzone in Sohar, die Zugang zu den Märkten von Nahost, Ostafrika und den Anrainerstaaten des indischen Ozeans bieten. Seit dem Jahr 2000 ist der Oman Mitglied der WTO. Im Zuge entsprechender Reformen schuf das Sultanat erhebliche Investitionserleichterungen für Ausländer, großzügige Subventionen und Steuervorteile bieten Investoren zusätzliche Anreize.
Die omanischen Direktimporte aus Deutschland beliefen sich im Jahr 2007 auf ein Rekordniveau von 552 Mio. Euro. Von staatlichen Investitionen, Modernisierungspolitik und umfassenden Privatisierungsmaßnahmen sind in erster Linie Industrie- und Infrastrukturprojekte, die Tourismusbranche, sowie die Sektoren Bildung und Umwelt betroffen: Seid 1996 erreichen Omans Öl-unabhängige Exporte Wachstumsraten von jährlich 20%. Dieser Sektor wuchs 2007 um 58% auf 3.3 Milliarden Dollar, gegenüber dem Vorjahr mit 2.1 Milliarden Dollar. 2008 erwirtschaftete der Oman, trotz weltweiter Rezession, 5.1 Milliarden Dollar außerhalb des Ölsektors.
Im Jahr 2010 könnten diese Exporte auf 7 Milliarden Dollar steigen. Industrie- und Infrastrukturprojekteumfassen vor allem die gezielte Errichtung von Industriegebieten um eine einheimische Güterproduktion aufzubauen. Die Schwerpunkte der industriellen Aktivitäten liegen unter anderem bei Raffination und petrochemischer Fertigung. Infrastrukturelle Maßnahmen betreffen den Ausbau der Verkehrsanbindungen und der Strom-, Gas-, und Wasserversorgung, sowie Hafen- und Flughafenbau.
Die Tourismusbranchenimmt in den omanischen Entwicklungsplanungen einen wichtigen Platz ein, da neben Deviseneinkünften auch Arbeitsplätze für junge Omanis geschaffen werden sollen. Bis 2020 soll der Anteil des Tourismus am BIP 3 % betragen, schon heute stellen deutsche Reisende das zweitgrößte Kontingent aus Europa.
Das Bildungswesennimmt im Oman einen übergeordneten Stellenwert ein. Der Staat stellt daher finanzielle Mittel in erheblichem Umfang zur Verfügung. Auf dem Gebiet der Facharbeiterbildung, der beruflichen Qualifizierung sowie des Hochschulwesens ergeben sich eine Vielzahl von Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten, etwa in die 1.053 staatlichen und 169 privaten Schulen oder die insgesamt 18 Hochschulen des Landes.
Der Umweltschutz wird ebenfalls umfassend staatlich gefördert und bietet innovativen Investoren damit umso mehr langfristige Renditemöglichkeiten. Wachsender Handlungs- und Investitionsbedarf besteht beim Schutz der Wasservorkommen, beim Küsten- und Naturschutz sowie im Bereich Waste-Management. Seit 2007 gibt es ein neu eingerichtetes Umweltministerium, womit das Ziel unterstützt wird Omans Wirtschaft in Zukunft grün und CO2 arm zu machen. Oman ist zudem diversen internationalen Umweltschutzabkommen beigetreten.
Im Rahmen des „Hamburger Wirtschaftstags Oman“ am 29.03.2010 möchten wir Unternehmen aus Deutschland und insbesondere aus Norddeutschland die Möglichkeit geben, die perspektivischen Entwicklungen des omanischen Wirtschaftsstandortes kennenzulernen, sich über Investitions- und Exportmöglichkeiten zu informieren und mit renommierten Experten aus Wirtschaft und Politik auszutauschen.
Ab 09.00 Uhr: Empfang
09:30 Uhr: Grußworte
- Aziz Alkazaz; Stv. EMA-Präsident
- Dr. Dietmar Buchholz; Handwerkskammer Hamburg
- Senatorin Dr. Herlind Gundelach; Behörde für Wissenschaft undForschung
10.00 Uhr: Block 1: Wirtschaftsbeziehungen zwischen Oman und Deutschland
- Deutsch-Omanische Wirtschaftsbeziehungen. Außenwirtschaftliche
- Unterstützung durch die Bundesregierung; Dr. Klaus Hachmeier, BMWI
- Chancen für deutsche Unternehmen im Oman; Holger Köhler, Ociped
- Rechtliche Rahmenbedingungen; Dr.Stephan Jäger, Amereller Rechtsanwälte
- Hermesbürgschaften; Volker Knauth, Euler Hermes
11.00 Uhr: Kaffeepause
11.30 Uhr: Block 2: Human Development und Beratung
- „Erfolgsgeschichte eines Deutsch-Omanischen Joint Ventures“ Horst Häring, Managing Director Chemistry for Life Co.L.L.C., Muscat, Oman
- „Kooperation im universitären Bereich – GUTech German University of Technology in Oman“; Prof. Michael Jansen, RWTH Aachen
- „Möglichkeiten des medizinischen Austauschs zwischen Deutschland und dem Oman“; Prof. Dr. Dr. Michael Illert ,Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- „Beratungskompetenz für den Mittleren Osten“ Gerhard Werneier, Seniorberater Horst Häring, Consulting & Communications, Frankfurt
Diskussion
13:00 Uhr: Lunch
14.00 Uhr: Block 3: Tourismus, Umwelt und Technik
- „Touristische Vielfalt & Perspektiven im Oman“; Jasmin Taylor ,JT-Touristik
- „Abwässer aus der Ölförderung – eine ökologische Herausforderung“, Dr. Roman Breuer ; Bauer Environment Oman
- „Öffnung und Privatisierung des Energiemarktes im Oman für Investitionen und Produktion, innovative Technologien im Bereich Erneuerbarer Energien im Oman“, RA Lisbeth Bechtel
Abschlussdiskussion
Moderation: Prof. Dr. Fathi Franzmathes
“Gras wächst nicht schneller, wenn man zieht”
Bericht
Mit diesem arabischen Sprichwort, lässt sich der erfolgreiche und thematisch abwechslungsreiche Hamburger Wirtschaftstag zusammenfassen, bei dem deutlich wurde, dass vor allen Dingen die Faktoren Zeit und Geduld, sowie der gegenseitige Aufbau und die Pflege von Vertrauen zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Engagement im Oman gehören.
Am Montag den 29.März 2010 fand in der Handwerkskammer Hamburg der Hamburger Wirtschaftstag Oman zum Thema „Wachsende Investitionspotentiale durch nachhaltige Diversifikation“ statt. Dazu begaben sich rund 70 geladene Gäste zur von der EMA organisierten Veranstaltung in die Handwerkskammer. Bereits vor dem eigentlichen Beginn der Vorträge kam es zu angeregten Diskussionen und Gesprächen zwischen den angereisten Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Der Hamburger Wirtschaftstag wurde durch die Grußworte des stellvertretenden EMA-Präsidenten, Aziz Alkazaz eingeleitet, in denen er zunächst die anwesenden Gäste begrüßte und im Anschluss betonte, dass die EMA das Medium der Förderung der europäisch-arabischen Beziehungen und insbesondere der deutsch-arabischen sei und den Oman als stillen aber effektiven Akteur herausstellte. Die Begrüßung wurde fortgesetzt durch Dr. Dietmar Buchholz von der Handwerkskammer Hamburg, der die Gäste durch ein Zitat des Ökonomen Adam Smith vor Augen führte, dass es sich bei Handels-und Wirtschaftsbeziehungen nie um einseitige Beziehungen handeln kann, sondern jeweils beide beteiligte Seiten von dem Handel in jeglicher Hinsicht profitieren. Die Senatorin Dr. Herlind Gundelach, von der Behörde für Wissenschaft und Forschung führte mit ihren Worten wieder auf das eigentliche Kernthema der Veranstaltung, den Oman, zurück und betonte ihren Wunsch, dass die Veranstaltung der umfassenden Information und dem Erfahrungsaustausch dienen möge.
Nach den einführenden Worten wurde der erste Vortragsblock unter dem Thema „Wirtschaftsbeziehungen zwischen Oman und Deutschland“ mit den Darstellungen von Dr. Klaus Hachmeier (BMWI) begonnen. Dieser wies darauf hin, dass die deutsch-omanischen Beziehungen seit 1972 bestehen und diverse Großprojekte anführte, wie etwa von Ferrostaal (Essen) oder die Bauer Agim Oman. Er betonte die Tatsache, dass die Bundesregierung in diesem Felde außenwirtschaftliche Unterstützung anbietet. Im Anschluss daran führte der Vortrag „Chancen für deutsche Unternehmen im Oman“ von Holger Köhler (Ociped) die spezifischen Hürden eines Engagements im Oman vor Augen, indem er vor allen Dingen die Problemfelder der fehlenden Kooperation und der unklaren Handelsweise, bedingt durch den deutschen Föderalismus betonte. Zudem wies er auf die wichtigen Faktoren Zeit, Geduld und gemeinsame Vertrauensbasis auf beiden Seiten sowie die vielfältigen wirtschaftlichen Möglichkeiten im Oman hin. Der erste Block des Hamburger Wirtschaftstages Oman wurde durch die Rede von Volker Knauth, Euler Hermes abgeschlossen. Hier wurde dargestellt, wie mit Hilfe von Hermesbürgschaften der deutsche Export gefördert wird und gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen einen Möglichkeit zur Absicherung geboten wird, um die Export-, Wirtschafts- und Kreditrisiken zu decken. Im Anschluss konnten in einer regen Diskussion diverse spezifischer Fragen z.B. zum Risikopotential-Bestimmung im Oman oder den Witterungsbedingungen in diesem Gebiet geklärt werden.
Nach einer Kaffepause, bei der sich die regen Gespräche fortsetzten, wurde der zweite Themenblock „Human Development und Beratung“ durch die Erfolgsgeschichte des deutsch-omanischen „Joint-Ventures“ durch Horst Häring (Managing Director Chemistry for Life Co.L.L.C.) eingeleitet. Dieser stellte anschaulich in Bezug auf das eigenen Unternehmen dar, wie eine Unternehmensgründung im Oman von statten gehen könnte und welche Probleme besonders zu beachten sind, wobei er auf die Region-übergreifenden Schwierigkeiten bei einer Expansion in Nachbarländer hinwies. Weitergeführt wurde durch den Vortrag von Prof. Dr. Dr. Michael Illert (Christian-Albrechts-Universität Kiel) über die möglichen Austauschbeziehungen zwischen Deutschland und dem Oman im medizinischen Sektor. Hierbei wurde vor allen Dingen auf die Bedeutung von kombinierten und koordinierten Trainingsprogrammen sowie auf Austauschprogramme hingewiesen. Vor der anschließenden Mittagspause stellte Gerhard Werneier (Häring Consulting) die Möglichkeiten der Beratung durch das Unternehmen im Mittleren Osten dar. Mit einem Zitat von F.Bacon „Den rechten Zeitpunkt zu wählen spart Zeit“ wies er darauf hin, dass vor allem gute Beratung und genügend Zeit für eine erfolgreiche Unternehmensgründung im Omanwichtig wären. Schließlich kam es wieder zu einem regen Informationsaustausch während der anschließenden Diskussionsrunde, in denen Themen wie Korruption, Sponsoring und VISA-Bestimmungen angesprochen und vertieft wurden.
Der letzte Block mit den Themenfeldern Tourismus, Umwelt und Technik wurde durch den Vortrag von Jasmin Taylor (JT-Touristik) begonnen. Die Referentin wies auf die Schönheit des Omans hin und stellte besonders die Nachhaltigkeit des omanischen Tourismus heraus. Zudem würde dieses Land noch den authentischen Orient repräsentieren und wäre somit noch ein Geheimtipp, befände sich aber auf dem Weg zum Trendziel. Dr. Roman Breuer (Bauer Environment Oman) stellte seine im Oman ansässige Umweltfirma vor und betonte dabei, das alle gewonnenen Rohstoffe bei der Abwasserreinigung der Ölförderung ursprünglich Abfallprodukte seien. Durch die neue Technologie sei es aber möglich eine Vielzahl an Produkten, wie sauberes Wasser, Salz, Biomasse und große Mengen an gereinigtem Erdöl, zu gewinnen. Somit handelt der Betrieb besonders nachhaltig und ressourcenbewusst, da der reguläre Prozess nur einen äußerst geringen Energiebedarf verzeichnet, der ausschließlich auf die sanitären und elektrischen Anlagen für die Mitarbeiter zurückzuführen ist Auf diese Weise ist das Großprojekt der Bauer AG als fast energieneutral und daher besonders effizient einzustufen. Im letzten Beitrag dieses Tages von Rechtsanwältin Lisbeth Bechtel, ging es um die rechtlichen Bestimmungen, Rechtsetzung im Oman und in Deutschland, Schwierigkeiten sowie um innovative Technologien im Bereich erneuerbare Energien im Oman.
Der Hamburger Wirtschaftstag Oman wurde durch eine vom Moderator, Prof. Dr. Fathi Franzmathes, geleitete Diskussion zum Abschluss gebracht und er dankte der EMA für die hervorragende Organisation. Dr. rer.pol. Abdelmajid Layadi, Geschäftsführer der EMA, wies im Anschluss noch auf nachfolgende Veranstaltungen der EMA hin, so zum Beispiel den Hamburger Wirtschaftstag Syrien am 06. Juli, und beschloss somit den für alle Teilnehmer sehr informativen Hamburger Wirtschaftstag Oman.
Von Michaela Helminger