Online-Roundtable Personalmanagement

Organisiert von

Die Anwerbung von jungen Fachkräften und Auszubildenden aus den südlichen Entsendeländern des Mittelmeers wie Ägypten, Jordanien bzw. Marokko für den deutschen Arbeitsmarkt ist eine wichtige Initiative, die ihr Potenzial noch nicht voll ausschöpft.

Die EMA unterstützt diese Initiative und lädt Sie ein, sich aktiv einzubringen und sich mit uns über Personalmanagement und Fachkräftegewinnung im deutsch-arabischen Kontext auszutauschen. Nutzen Sie doch die kommende Veranstaltung und treten Sie mit uns in den Dialog über Ihre Vorstellungen und Bedürfnisse:

Online-Roundtable Personalmanagement
Fachkräftegewinnung für die Gesundheitswirtschaft
Online (Zoom) | 19. März 2025 | 10.00 bis 11.30 Uhr
Veranstaltungssprache: Deutsch

Eindrücke vom Online-Roundtable „Fachkräfte im Gesundheitswesen – Partnerschaften gestalten“

Mit rund 35 Teilnehmenden stieß der von der EMA organisierte Online-Roundtable zur internationalen Fachkräftegewinnung im Gesundheitsbereich auf großes Interesse. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie eine erfolgreiche Rekrutierung und nachhaltige Integration von Pflegekräften aus Nordafrika und dem Nahen Osten gelingen kann – und welche Rolle verlässliche Partnerschaften dabei spielen.

Impulse aus der Praxis und Einladung zum Dialog

Dr. Thomas Wülfing, Präsident der EMA, eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell: Der Fachkräftemangel im Gesundheitssektor sei eine der größten Herausforderungen, vor denen Deutschland derzeit stehe. Insbesondere der Hinweis eines deutschen Botschafters auf das Potenzial qualifizierter Pflegekräfte in Tunesien hatte für ihn den Anstoß gegeben, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei stellte sich rasch heraus, wie vielschichtig und herausfordernd die Thematik ist. Der enge Austausch zu diesem Bereich ist daher von entscheidender Bedeutung, um die komplexen Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

Herausforderungen erkennen – Strukturen schaffen

In den wertvollen Beiträgen der Redner wurde schnell deutlich: Die Vermittlung von Pflegefachkräften aus dem Ausland ist komplex. Die Anerkennung von Qualifikationen, das erforderliche Sprachniveau, kulturelle Unterschiede, bürokratische Verfahren sowie die Wohnungssuche in Ballungsräumen stellen hohe Anforderungen – für die Bewerbenden ebenso wie für deutsche Einrichtungen. Die Teilnehmenden waren sich einig: Ohne gezielte Steuerung, seriöse Vermittlungsstrukturen und vertrauensvolle Partnerschaften auf beiden Seiten bleibt das Potenzial ungenutzt.

Gute Praxis: Verlässliche Rekrutierung aus Marokko

Tobias Lamprecht und Fatima Salhane von Mordik berichteten aus ihrer gemeinsamen Arbeit zur Rekrutierung marokkanischer Pflegekräfte. Ihr Ansatz: ein ganzheitliches Programm mit sprachlicher Vorbereitung durch deutsche Lehrkräfte, transparenter Vertragsgestaltung, kultureller Einführung und enger Begleitung im Visums- und Integrationsprozess. Mehr als 100 Bewerber:innen wurden seit Oktober 2024 in das Programm aufgenommen – ein Zeichen, dass strukturierte Ansätze Wirkung zeigen. Frau Salhane betonte: Wer den Weg nach Deutschland geht, braucht realistische Erwartungen und gute Vorbereitung – auf beiden Seiten.

Nachhaltige Integration durch gezielte Begleitung

Einen weiteren Beitrag leistete Sören Faika, Geschäftsführer der DIBeratung GmbH, der sich auf die Begleitung internationaler Pflegekräfte spezialisiert hat. Er betonte, dass erfolgreiche Integration mehr erfordere als Sprachkenntnisse und Qualifikation: Eine strukturierte Erwartungsabstimmung zwischen Arbeitgebern und Bewerbenden sei entscheidend für langfristige Zufriedenheit. Besonders wichtig seien zudem die kulturelle Vorbereitung, Fachsprachkurse und eine professionelle Begleitung der Integration bereits ab der Ankunft – in sprachlicher, kultureller und fachlicher Hinsicht.

Jordanien als unterschätzter Partner

Yasmin Shabani, Vizepräsidentin der Deutsch-Jordanischen Gesellschaft und Gründerin von Avicenna Personal, brachte ihre doppelte Perspektive als Brückenbauerin zwischen Jordanien und Deutschland ein. Sie stellte Jordanien als Herkunftsland mit bemerkenswertem Potenzial vor: Eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung mit Deutsch- und Englischkenntnissen trifft auf ein staatliches Interesse an qualifizierter Migration. Ihr Appell: Jordanien werde oft unterschätzt, sei jedoch ein „verborgener Schatz“.

Frau Shabani verwies auf bestehende Programme, etwa das GIZ-Mobilitätsprojekt oder Kooperationen mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, die bereits tragfähige Strukturen schaffen. Erfolgsfaktoren seien gezielte Rekrutierung, Sprachförderung, kulturelle Vorbereitung und individuelle Begleitung – verbunden mit aktiver Rekrutierung statt passiver Stellenanzeigen.

Dank und offene Diskussion
Dr. Thomas Wülfing dankte den Referierenden für ihre wertvollen Beiträge und eröffnete die Abschlussrunde mit der Frage: Wie erleben deutsche Arbeitgeber die Integration internationaler Pflegekräfte – und wie lassen sich mögliche Vorbehalte abbauen?

Vorbehalte erkennen – Vertrauen aufbauen
Tobias Lamprecht berichtete von anfänglichen Unsicherheiten in einigen Kliniken, insbesondere gegenüber Bewerber:innen aus arabischen Ländern. Persönliche Begegnungen und Integrationstrainings hätten jedoch geholfen, Vertrauen zu schaffen und Barrieren zu überwinden.
Herr Faika hob hervor, dass gute Integration nicht allein von den Fachkräften abhängt. Entscheidend sei ein aktives, strukturiertes Onboarding durch die Einrichtungen. Besonders hilfreich für den Einstieg seien niedrigschwellige Formate wie kurze digitale Gespräche.

Herausforderungen im Alltag
Die Diskriminierung bei der Wohnungssuche aufgrund ausländischer Namen wurden ebenfalls als Hürde thematisiert. Unterstützende Strukturen und kontinuierliche Begleitung bleiben daher entscheidend.

Fazit und Ausblick
Zum Abschluss betont Dr. Thomas Wülfing als Fazit, dass der gesamte Prozess komplex ist und die Fachkräftegewinnung nicht mit der Ankunft in Deutschland endet, sondern eine langfristige Begleitung und Integration notwendig ist – sowohl auf Seiten der Zuwandernden als auch der aufnehmenden Einrichtungen.

Er dankte den Referentinnen ausdrücklich für ihre fundierten Beiträge und ihre wertvolle Arbeit, die eine zentrale Grundlage für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens bildet. Die EMA werde das Thema Fachkräftevermittlung weiter vorantreiben und auch in anderen Bereichen als strategischen Schwerpunkt verankern.

 

 

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