Ägypten: „Nachhaltiger Trend zur Privatisierung“
„Nachhaltigkeit ist eine Erkenntnis. Wir versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen“, sagte S.E. Khaled Galal Abdelhamid, Botschafter der Arabischen Republik Ägypten in Deutschland, während der Diskussionsrunde des exklusiven Salon Diplomatique Ägypten, der von der Ägyptischen Botschaft ausgerichtet und von der EMA organisiert wurde. Rund 20 hochrangige Gäste mit konkretem Geschäftsinteresse an Ägypten nahmen an dieser konzentrierten Präsenzveranstaltung teil. Eine Besonderheit war der erste öffentliche Auftritt der neu gewählten EMA–Präsidentin Heike Fölster (CFO, DB Station & Services AG).
Anreize für privatwirtschaftliches Engagement
Eröffnet wurde der Salon mit einem Videostatement von S.E. Rania Al Mashat, Ministerin für Internationale Zusammenarbeit. „Gemeinsam mit unseren bilateralen und multilateralen Entwicklungspartnern investieren wir in Humankapital, indem wir das Wissen, die Fähigkeiten und das Know–how des Privatsektors nutzen, um die Entwicklung Ägyptens weiter voranzutreiben“, erklärte sie und bestätigte, dass die ägyptische Regierung sich voll und ganz für die Schaffung und Aufrechterhaltung eines günstigen Umfelds für den Privatsektor einsetzt, um sicherzustellen, dass das Investitionsklima den Erwartungen der Investor:innen entspricht.
Die Ministerin würdigte auch die erfolgreichen bilateralen Beziehungen zu Deutschland. Eine künftige Zusammenarbeit ist durch verschiedene Projekte denkbar, die zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Die Bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Bewässerung, Migration, Abfallwirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit des Privatsektors stehen dabei im Mittelpunkt – Themen, die auch für die EMA–Mitgliedsunternehmen relevant sind.
„Wir wollen die richtigen Leute zusammenbringen“
Die neu gewählte EMA–Präsidentin Heike Fölster warf ein Schlaglicht auf die Zukunft der EMA und nannte zwei künftige Schwerpunkte. Erstens äußerte sie die Absicht, aufbauend auf dem Erfolg des preisgekrönten Mentoring–Programms Ouissal das deutsch–arabische Netzwerk von Unternehmerinnen und Start–up–Gründerinnen weiter zu stärken in der Hoffnung, das Programm regional auf Ägypten, Algerien, Jordanien und Libanon auszuweiten.
Zweitens will sie die Sichtbarkeit der EMA erhöhen und damit eine noch größere Wirksamkeit der Organisation erreichen. Eine Möglichkeit, dies umzusetzen, ist die Sensibilisierung der neuen Bundesregierung für die Mittelmeer– und Nahostregion. „Wir wollen die richtigen Leute zusammenbringen; das war schon immer die Stärke der EMA“, so Fölster.
Geografische Nähe und günstige wirtschaftliche Bedingungen – wichtige Anreize für europäische Investitionen
In seiner Grundsatzrede brachte S.E. Khaled Galal Abdelhamid seine Absicht zur weiteren Zusammenarbeit zwischen der Botschaft und der EMA zum Ausdruck. Er ermutigte die Teilnehmer:innen aus der deutschen Wirtschaft, ihr Engagement in seinem Heimatland zu verstärken, indem er aktuelle Fakten zur ägyptischen Infrastruktur und zur aktuellen wirtschaftlichen Situation präsentierte. Ausländische Investitionen profitieren nicht nur von Ägyptens junger Bevölkerung (65% der Ägypter:innen sind unter 30) und der Nähe zu den europäischen Märkten, sondern das Land bietet dank günstiger Steuerreformen auch zahlreiche Anreize. Darüber hinaus werden der Bau von sechs neuen Seehäfen in der Wirtschaftszone des Suezkanals, die neue Verwaltungshauptstadt und eine geplante Hochgeschwindigkeits–Eisenbahnlinie das Geschäftsumfeld im Land erheblich verbessern. Seine Exzellenz versicherte den Zuhörer:innen, dass man sich verstärkt auf ein größeres Engagement des Privatsektors konzentrieren wolle, indem er erklärte, dass es in Ägypten bereits einen „nachhaltigen Trend zur Privatisierung“ gebe.
Die Zahlen zeigen jedoch, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt. Obwohl Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner Ägyptens ist (fünf Milliarden Euro im Jahr 2020), gehört der deutsche Privatsektor nicht zu den führenden Investoren in Ägypten und liegt nur auf Platz 22. Der Botschafter drückte seine Hoffnung auf höhere deutsche Investitionen in Ägypten in der nahen Zukunft aus.
„Nachhaltigkeit ist eine Erkenntnis“
Zum Schluss beteiligte sich das Publikum aktiv an der Fragerunde. Auf die Frage, wie Deutschland im ägyptischen Bildungssektor helfen könne, antwortete der Botschafter: „Deutschland hilft bereits sehr viel. Es finanziert im Vergleich zu allen anderen Ländern die meisten Bildungseinrichtungen“. Es gibt zwei voll akkreditierte deutsche Universitäten und sieben von Deutschland anerkannte Schulen in Ägypten. Dies ist auch für Deutschland von Vorteil, da es einen Pool an qualifizierten Arbeitskräften schafft, um den wachsenden Bedarf an Fachkräften in Deutschland zu decken.
Auf die Frage nach den Nachhaltigkeitszielen Ägyptens antwortete der Botschafter: „Nachhaltigkeit ist eine Erkenntnis“. Ägyptens Nachhaltigkeitsbemühungen werden unter anderem durch die Umstellung auf Wasserstoff und die sich abzeichnende Strategie des Wasserstoffexports zur Deckung des deutschen Bedarfs unterstrichen. Seine Exzellenz hob auch das ägyptische Engagement im Bereich der Abwasserentsorgung hervor und erklärte, dass Ägypten über die größte Abwasserentsorgungsanlage der Welt verfügt.
Die Veranstaltung wurde mit einem köstlichen ägyptischen Mittagsbuffet abgeschlossen. Die Gäste setzten ihre Diskussion über mögliche Kooperationen untereinander und mit Vertretern der ägyptischen Botschaft fort.
12.15 Uhr |
Eintritt |
12.30 Uhr |
Begrüßungsworte von Heike Fölster |
12.40 Uhr |
“Egypt’s Growth Sectors and Opportunities for German SMEs” Begrüßungsworte & Grundsatzrede |
13.00 Uhr |
F&A Moderiert von Clara Gruitrooy, |
13.15 Uhr |
Mittagsbuffet & Networking |
14.00 Uhr |
Ende der Veranstaltung |