Mit einer Bevölkerung von rund 10 Millionen Einwohnern bietet Jordanien einen kleinen, aber dynamischen Markt und verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte. Die jordanische Wirtschaft ist zwar stark von ausländischen Investitionen abhängig, bietet aber im Gegenzug interessante Geschäftsmöglichkeiten in einem politisch stabilen Umfeld und einer investorenfreundlichen Atmosphäre. Investoren profitieren von stabilen Wechselkursen und relativ moderaten Inflationsraten.
Wachsende jordanische Bauwirtschaft
Die Corona-Pandemie verursachte lediglich eine kurze Rezession im Bausektor, dessen Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2020 einen Anstieg auf einen neuen Höchststand von rund 317 Mio. Euro verzeichnete. Die Zahl der Baugenehmigungen blieb mit rund 20.000 im Vergleich zu 24.000 im Jahr 2019 nahezu stabil.
Die nationale Langzeitstrategie Jordaniens 2025 betrachtet den Bausektor als bedeutende Wachstumsbranche. Sie sieht ein BIP-Wachstum zwischen 2018 und 2022 von 15 Prozent vor. Der Plan zielt darauf ab, Jordanien als Drehscheibe für Architektur- und Ingenieurberatung im Mittelmeerraum und im Nahen Osten zu etablieren, insbesondere im Irak und in den arabischen Golfstaaten.
Am 19. Mai 2021 veranstaltete die EMA daher in Kooperation mit der Jordan Engineers Association (JEA) einen Online-Roundtable zum Thema “Sustainable Construction & Infrastructure in Jordan”. Die Expertenrunde mit der deutschen Architektin und Beratungsingenieurin und Mitglied der EMA Ute Pfeifer (Pfeifer Interplan) und dem jordanischen Professor für Bauingenieurwesen Dr. Bashar Tarawneh (JEA) beleuchtete die Chancen und Best Practices in den Bereichen Green Building, nachhaltige Infrastruktur und qualifizierte Fachkräfte. Das Publikum interessierte sich besonders für Programme, Hindernisse und Fortschritte in diesen Bereichen und war sehr interessiert an Impulsen zur Förderung der nachhaltigen Bauwirtschaft in Jordanien.
“Architektur…ohne den Gedanken an die Nachhaltigkeit, hat sie keine Zukunft”
Nach einer Einführung zur Bedeutung Jordans durch den EMA-Leiter der Research & Communication Jens Kutscher, stellte Frau Pfeifer die Chancen, die Nachhaltigkeit für die Baubranche mit sich bringt, aus allgemeiner und individueller Sicht dar: “Architektur…ohne den Gedanken an die Nachhaltigkeit, hat sie keine Zukunft!”
Mit Blick auf zukünftige Entwicklungen räumte sie ein, dass es nicht nur an der Privatwirtschaft, sondern auch an der Regierung liege, konkrete Aufträge zu erteilen und Richtlinien zu verabschieden, um gemeinsam die Erderwärmung im Kleinen wie im Großen abzumildern. Solche Maßnahmen, wie z.B. die Nutzung von Wind- und Solarenergie, thermische Gebäudedämmung und weitere umweltfreundliche Baustoffe, sollten in Betracht gezogen werden, aber auch Wohnkonzepte können darüber hinaus einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes haben. Anhand von Beispielen eines Projektes, an dem Pfeifer Interpan in einem arabischen Land beteiligt war, betonte Frau Pfeifer, wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern ist, um ein nachhaltiges Ergebnis zu gewährleisten.
Chancen für jordanische Ingenieure
In seinem Einführungsvortrag stellte der Leiter der JEA-Tiefbauabteilung und Professor an der Universität Jordaniens, Dr. Bashar Tarawneh, die Ziele der JEA und die verschiedenen Abteilungen und Zweige der Organisation in Jordanien und im Ausland vor. Außerdem wurden die Voraussetzungen für die Arbeit im Bausektor in Jordanien vorgestellt, zum Beispiel die Pflicht zur behördlichen Registrierung für jede Art von Bauvorhaben.
Mit mehr als 12.000 Ingenieurbüros in mehr als 15 Ländern bietet JEA auch zahlreiche berufliche Möglichkeiten für den privaten wie auch den öffentlichen Sektor durch das Engineering Training Center (ETC), das Ingenieurprogramme innerhalb und außerhalb von Universitäten, Praktika und Beschäftigungsprogramme mit unzähligen Arbeitsmöglichkeiten anbietet. Darüber hinaus präsentierte Dr. Tarawneh internationale Geschäfts- und Kooperationsmöglichkeiten mit dem Fokus auf geographisch nahe gelegene Länder. Darüber hinaus hob er Maßnahmen zur Schaffung von Synergien zwischen dem deutschen und jordanischen Fachkräftemarkt hervor und nannte als Beispiele die deutschen Sprachprogramme mit Stipendien für Ingenieure in Jordanien und die engen Beziehungen zur Bundesagentur für Arbeit, um jordanische Ingenieure in deutschen Unternehmen zu beschäftigen und umgekehrt. Die EMA ist gerne bereit, den Kontakt zwischen der JEA und deutschen Unternehmen, die jordanische Ingenieure einstellen wollen, zu vermitteln.