Mitveranstalter
Mit freundlicher Unterstützung durch
Praxiswissen Ägypten
- September 25, 2018
- von 17 bis 21 Uhr
- VBKI | Fasanenstrasse 85, 10623 Berlin
Wirtschaft, Recht, Qualitätsinfrastruktur und Fördermöglichkeiten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Ägypten exportiert – anders als die Maghreb-Länder – primär in die Nahostregion, darunter VAE, Türkei, Saudi-Arabien und Libanon. Das bevölkerungsreichste arabische Land ist für deutsche Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt. Neue Einfuhrbestimmungen und die Abwertung des ägyptischen Pfunds zielen auf die Ansiedlung ausländischer Unternehmen ab.
5,8 Mrd. Euro betrug das Handelsvolumen 2017 zwischen Deutschland und Ägypten – Tendenz steigend. Für Deutschland ist Ägypten der zweitwichtigste Handelspartner in Afrika und der drittwichtigste Handelspartner in der arabischen Region. Umgekehrt spielt Deutschland als Abnehmer ägyptischer Ware bisher eine geringere Rolle.
Rund 250 deutsche Unternehmen sind mit Produktionsstandorten vor Ort und rund 700 deutsche Unternehmen mit Kapitalbeteiligung.
- Kann Ägypten seine Position als Logistik-Drehscheibe in der Region ausbauen?
- Wie können deutsche Unternehmen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und rechtlichen Entwicklungen Produktionsstandorte in Ägypten aufbauen?
- Welche passenden Finanzierungsmöglichkeiten bieten Banken?
- Welche Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten bietet das BMZ Unternehmen für entwicklungspolitisch relevante Vorhaben?
- Welche Produkte lassen sich in Ägypten nach internationalen Qualitätsstandards produzieren?
- Wie lassen sich die bilateralen Handelsabkommen zwischen Ägypten und den afrikanischen Nachbarländern und der Nahost-Region in der Unternehmensstrategie berücksichtigen?
Antworten hierauf gibt das von der EMA, dem EZ-Scout-Programm und dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), gemeinsam mit der IHK Berlin und der IHK Potsdam, der Rechtsanwaltskanzlei Jäger & Heintel und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) organisierte Seminar. Erfahrungen zur Geschäftsentwicklung in Ägypten teilt ein deutscher Batterie- und Akkumulatoren-Hersteller.
Termine:
Datum | Veranstaltungsort | Uhrzeit | Anmeldung | weitere Informationen |
25.09.2018 |
VBKI Fasanenstr. 85 |
17:00- 21:00 | hier |
Ägypten: Ein Land der Mega-Projekte
Ägypten spielt eine gewichtige Rolle in der arabischen wie auch in der afrikanischen Region. Aus diesem Grund organisierten die EMA, das EZ-Scout-Programm und der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) am 25. September 2018 erstmalig das Seminar „Praxiswissen: Ägypten“ in Berlin.
Starker Bausektor und Nachholbedarf bei Rahmenbedingungen für Unternehmen
EMA-Vorstandsmitglied Christian Wiesenhütter eröffnete die Veranstaltung und lobte in seiner Rede die Realisierung herausragender Projekte in Rekordgeschwindigkeit, die eine strategische Bedeutung für Ägyptens Position in der Region haben, wie etwa den Suez-Kanal. Gleichzeitig hob er hervor, dass in Ägypten ein großer Nachholbedarf in der Schaffung von attraktiveren Rahmenbedingungen für Unternehmensprojekte aus dem deutschen Mittelstand bestehe.
Evelin Ayadi-Krenzer, die an die EMA entsandte Beraterin für Entwicklungszusammenarbeit (EZ-Scout der GIZ im Auftrag des BMZ), beleuchtete die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen Ägyptens. Die Werthalbierung des ägyptischen Pfunds nach Aufhebung der Bindung an den US-Dollar Ende 2016 und die damit einhergehende hohe Inflation von über 20 Prozent stellen die ägyptische Bevölkerung vor große Schwierigkeiten einerseits, so Evelin Ayadi-Krenzer. Andererseits begünstigte die Flexibilisierung des Wechselkurses die Realisierung diverser Mega-Projekte in Kooperation mit ausländischen Partnern und führte zu hohen Wachstumsraten im Bausektor sowie auch im Transport und Logistik-Sektor von 11,2 Prozent bzw. 6,8 Prozent pro Jahr. Um dem vorherrschenden Fachkräftemangel der ägyptischen Wirtschaft entgegenzuwirken, wurde ein Berufsausbildungszentrum im Rahmen einer strategischen Allianz zwischen Siemens und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) errichtet.
Gut etablierte Handelsabwicklung und führende Qualitätsinfrastruktur in Afrika
Rechtsanwalt und EMA-Vorstandsmitglied Dr. Stephan Jäger berät Unternehmen schon seit Jahren zu Exportgeschäften wie auch Unternehmensgründungen in Ägypten. So konstatierte er, dass es in dem 2017 verabschiedeten neuen Investitionsgesetz in Ägypten nur wenige Neuerungen für ausländische Investoren gebe. Hingegen verlaufe die Exportabwicklung und -finanzierung mit ägyptischen Banken gut eingespielt.
Nach Südafrika hat Ägypten den besten Stand der Qualitätsinfrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent und führt damit noch vor Tunesien, so Christin Kulgemeyer, Leiterin der Arbeitsgruppe Nordafrika und Naher Osten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Für die Ansiedlung und den Ausbau der verarbeitenden Industrie ist eine gut funktionierende Qualitätsinfrastruktur grundlegend, um in der Lage zu sein, internationale Normen im Welthandel zu erfüllen.
Bert Wibel, EZ-Scout der GIZ im Auftrag des BMZ entsandt an die IHK Potsdam, stellte die verschiedenen Fördermöglichkeiten des BMZ vor, die für ein privatwirtschaftliches Engagement in Ägypten existieren. Denn durch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Entwicklungspolitik lässt sich ein Entwicklungsmotor schaffen, wie dies bereits einige realisierte develoPPP.de-Projekte in Ägypten eindrucksvoll zeigen.
Michael Müller, Associate Director International Division der Berliner Sparkassen, schätzt den ägyptischen Finanzsektor im Kontext der Handelsfinanzierung als stabil ein. Er hob aber auch hervor, dass bisher nur rund fünfzehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung ein Bankkonto besitzen.
Ein Highlight war der Erfahrungsbericht des deutschen Mittelständlers im Ägyptengeschäft. Nader Mansour, Sales Manager des Batterien- und Akkumulatorenherstellers BAE Batterien GmbH berichtete, wie das Unternehmen die turbulente Zeit der arabischen Revolution in Ägypten erlebte und die Unternehmensgeschäfte mit diesem wichtigen Zielmarkt nahezu unbeeinträchtigt fortführen konnte.
Bildquelle: VBKI, Inga Haar