Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2023

Libyen liegt am südlichen Rand des Mittelmeeres und grenzt im Osten an Ägypten und den Sudan, im Westen an Algerien und Tunesien sowie im Süden an Niger und Tschad. Das Land ist etwa fünfmal so groß wie Deutschland und beheimatet etwa 7,1 Millionen Menschen, darunter rund 800.000 Einwanderer. Die Hauptstadt Tripolis befindet sich an der Mittelmeerküste im Westen des Landes. Die zweitgrößte Stadt, Benghazi, bildet das Zentrum an der östlichen Mittelmeerküste Libyens.

Das Land ist eine parlamentarische Republik im Übergang, an deren Spitze ein kollegialer Präsidialrat steht, in dem alle drei historischen Regionen Libyens (Tripolitanien, Fezzan und Cyrenaica) vertreten sind. Sein Vorsitzender, der ehemalige Diplomat Mohamed Al-Menfi, wurde Anfang 2021 gewählt. Trotz des laufenden Übergangsprozesses spielen Stämme und Milizen außerhalb des Großraums Tripolis eine wichtige Rolle. Im Januar 2020 und erneut im Juni 2021 einigten sich die wichtigsten Akteure auf Einladung der Bundesregierung in Berlin auf die Herstellung der politischen und wirtschaftlichen Einheit in Libyen und einen nationalen Versöhnungsprozess, der jedoch im Sommer 2022 an seine Grenzen stieß, als es zu teils gewaltsamen Protesten gegen den politischen Prozess und sich verschlechternde Lebensbedingungen im Land kam.

Libyen ist nur eines von fünf arabischen Ländern, mit denen Deutschland ein Außenhandelsdefizit hat. Im Jahr 2022 überstiegen die deutschen Importe aus Libyen die Exporte um rund 3 Milliarden Euro. Die deutschen Importe bestanden fast ausschließlich aus Erdöl, während Chemische Erzeugnisse und Maschinen mehr als 56% der libyschen Importe ausmachen. Die EU ist 2019 der größte Abnehmer libyscher Waren.

Die Öl- und Gasindustrie dominiert die libysche Wirtschaft. Libyen verfügt über die neuntgrößten nachgewiesenen Ölreserven der Welt. Strukturelle Defizite erschweren jedoch weiterhin ein nachhaltiges Wachstum. Um die Wirtschaft zu diversifizieren, wird der Sektor der erneuerbaren Energien ausgebaut, was sich institutionell in der Gründung des Libyan Council for Oil, Gas, and Renewable Energy (LCOGRE) Ende 2020 niederschlägt. Attraktive Investitionsfelder gibt es in diesem Bereich ebenso wie im Bereich der Wasser- und Abwassertechnik zur Sicherung des Trinkwasserbedarfs in den dicht besiedelten Küstenregionen und zum Schutz vor Verschmutzung des Meeres und des Grundwassers.